Er hat erst angefangen, es wird immer mehr. Foto: Heinz-Peter Tjaden |
"Moment", sagt Bernhard (Adliger, Spion, Hacker, Krieger), "ich werfe nur noch die Kartoffel raus."
Im ersten Moment begreife ich nicht, was ich gerade gehört habe. Denn ein solcher Satz ist für mich völlig neu und wohl nur bei den Hohenzollern üblich, zu denen Bernhard in seinen Märchenstunden gehört. Bevor ich das Fenster schließe, bemerke ich den Müll, der bereits draußen liegt. Offenbar wirft er Abfälle nicht nur aus dem Fenster des Gemeinschaftsraumes, sondern auch aus dem Fenster seines Zimmers im ersten Stock. Auch Zeitungen hat der Regen der vergangenen Stunden inzwischen aufgeweicht.
"Bitte, keinen Müll aus dem Fenster werfen", schreibe ich auf einen Zettel, bevor ich zu meinem morgendlichen Sonntagsspaziergang aufbreche, der mich zu einer Tankstelle im Berliner Ring führt. Dort trinke ich Kaffee, der mich munter macht. Für einen Bewohner der Unterkunft Drei Eichen bringe ich Zigaretten in einer Riesenschachtel für fast 15 Euro mit. Heute hat Helmut (Burgdorfer, 78) mich darum nicht gebeten.
Der Kaffee schmeckt. Bernhard kommt herein. Er kauft Zigaretten für Helmut, erzählt der Mitarbeiterin, dass er zu den Hohenzollern gehört und gleich als Mitglied des ältesten Schützenvereins am Schützenausmarsch in Hannover teilnehmen wird. Dort warte man bereits auf ihn. Dann fragt er noch nach einer Kundenkarte. Er redet und redet.
Anschließend kann die Mitarbeiterin verstehen, wie nervend Bernhard sein kann.
"Er ist in seiner Kindheit stecken geblieben", sage ich. "Auch Kinder denken sich vieles aus."
Inzwischen marschieren die Schützendamen und Schützen durch die City von Hannover, Bernhard steht in der Küche, das verlorene Mädchen von nebenan ist auch schon da gewesen, ich warte immer, bis sie mich um eine Zigarette bittet.
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