Samstag, 29. Juli 2023

Altkreis-Tagebuch (XLXII)

Sicherlich auch
gut für Helmut.
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Der eigenmächtige Hausmeister

Klaus D., Hausmeister der städtischen Unterkunft Drei Eichen, ist gestern Morgen kurz vor der Bushaltestelle Paradiesweg in der Burgdorfer Südstadt grußlos an mir vorbeigeradelt. Denn er hatte um 8 Uhr morgens etwas vor. Er holte meine Sachen, die ich in einem offiziell nicht bewohnten Zimmer neben dem Gemeinschaftsraum lagere, aus diesem Raum und verteilte sie im Gemeinschaftszimmer, während ich auf dem Weg nach Hannover war. Meine Hemden hängte er an die Küchentür, meinen Koffer schob er in eine Ecke, meine haltbaren Lebensmittel, Dokumente, mein Radio und meinen Wasserkocher lagerte er ebenfalls im Gemeinschaftsraum. All das hatte ich in Sicherheit gebracht, denn im Gemeinschaftsraum waren mir schon eine Kamera, eine Sparbüchse mit Bargeld, Besteck und gestohlen worden.

Als ich gestern gegen 19 Uhr den Gemeinschaftsraum betrat, traute ich meinen Augen nicht. Für solche Umräum-Arbeiten ist eigentlich nur J. bekannt, der meint, er sei blauen Blutes, ehemaliger Spion, Mitglied der Gründungsfamilie Burgdorfs und vieles mehr. Doch das konnte nicht sein, denn mein im Zimmer gelagertes Hab und Gut schien noch fast vollständig zu sein. Das Zimmer im ersten Stock, das ich mit dem Cowboy teilen soll, ist gut 14 Quadratmeter groß, sind für jeden gut sieben Quadratmeter.  Auf solch einer Fläche dürfte man in Deutschland keinen Hund halten. 

Im Zimmer stehen zwei Betten, ein Tisch, zwei Spinde und ein Fernseher, der dem Cowboy gehört. Man kann sich dort kaum noch rühren. Außerdem habe ich dort am ersten Tag meines Umzuges in diesem Zimmer nur vier Stunden geschlafen, dann kam der Cowboy herein, machte mitten in der Nacht das Licht an und die Musik laut. 

"Das passiert nun jeden Abend", sagte er. 

Gesellschaft im Zimmer könne er nicht ertragen. Ich schnappte meine Matratze und begab mich in das Zimmer neben dem Gemeinschaftsraum. Beim städtischen Ordnungsamt  beantragte ich deswegen am 14. April ein Einzelzimmer. Auf diesen Antrag bekam ich bis heute keine Antwort. 

Das offiziell nicht bewohnte Zimmer hat Klaus D. gestern auch noch abgeschlossen. So schnell war er bei anderen Zimmern selten. Auf den Schlüssel für das erste Zimmer (Schimmelbefall an den Wänden, ein stinkender Zimmernachbar mit gesundheitlichen Problemen, der inzwischen durch Burgdorf irrt) musste ich lange warten, und wenn der Hausmeister meint, dass ich beim Lagern etwas falsch mache, sollte er mir das sagen, und die Finger von meinem Hab und Gut lassen. Dass er es eilig hatte, weil dieses Zimmer dringend sauber gemacht werden musste, kann nicht sein. Ich schwinge dort fast täglich den Besen und den Feudel. Wie in allen öffentlichen Bereichen des Erdgeschosses.  

Nachbemerkung: Kurz nach 21 Uhr berichtete mir Helmut, ein 79-jähriger Burgdorfer, der sich betreutes Wohnen wünscht (ich empfehle immer zerstreutes Wohnen) , dass jemand aus dieser unangekündigten Aktion von Klaus D. geschlossen habe, dass ich ausgezogen sei.

"Kann ich das Radio haben?", soll die anschließende Frage gelautet haben.  

Helmuts Antwort: "Leider nicht. Der wohnt noch hier."

Heute Morgen habe ich festgestellt, dass sich in dem nun abgeschlossenen Zimmer noch Kissen von mir befinden. Deshalb rief ich Klaus D. an und forderte ihn auf, mir diese Kissen zu geben. Zu Wort kommen ließ ich ihn nicht. Auf Gespräche scheint er ja keinen Wert zu legen.  

4 Kommentare:

  1. Heute hat sich das verlorene Mädchen, das nicht mehr ganz so verloren wirkt, mein Radio ausgeborgt, um Musik zu hören, während ich in Hannover bin :-)

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  2. Neu belegt werden die Zimmer in der Unterkunft von Montag bis Freitag. Das Zimmer neben dem Gemeinschaftsraum ist immer noch frei...

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  3. Das Zimmer ist auch am Donnerstag noch frei. Dem "verlorenen Mädchen" habe ich das Radio geschenkt.

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  4. Aufmerksame Leserinnen und Leser meines Tagebuches werden sich wohl kaum wundern, wenn ich mitteile: Es gibt keinen neuen Bewohner in unserem Aufgang 1 A, auch nebenan nicht.

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