Montag, 31. Juli 2023

Altkreis-Tagebuch (XLXIII)

Der Hausmeister, der bestimmt, wann er geht

Seit gestern, Sonntag, den 30. Juli 2023, habe ich meine beiden Kissen wieder, die Hausmeister Klaus D. in dem Zimmer neben dem Gemeinschaftsraum am Freitag, 28. Juli 2023, eingeschlossen hat, während ich auf dem Weg nach Hannover war. Die anderen Sachen hatte er bereits in den Gemeinschaftsraum gestellt. Zur Herausgabe meiner Kissen hatte ich ihn am Samstag, 29. Juli 2023, telefonisch aufgefordert. 

Ich sortierte gestern im Gemeinschaftsraum gerade Unterlagen, als Klaus D. gegen 10.30 Uhr auftauchte. 

"Ich habe nicht gewusst, dass Ihnen die Kissen gehören", sagte er. 

Ich hätte nun antworten können, dass er das bei den anderen Sachen auch nicht in jedem Fall unbedingt gewusst haben muss. Antwortete ich aber nicht. Klaus D. öffnete das Zimmer und griff sich die Kissen, die sich in seiner Reichweite auf einem Stuhl befanden. Einen Blick ins Zimmer gewährte er mir nicht. 

"Sie können nicht irgendwo ihre Sachen aufbewahren, ohne mich zu fragen", war sein zweiter Satz, den ich ebenfalls nicht kommentierte. 

"Wahrscheinlich muss ich in der nächsten Woche dieses Zimmer belegen", lautete sein dritter Satz.

Bei diesem Satz dachte ich an andere Sätze von Klaus D., die nie oder sehr verspätet Tatsache geworden sind. Oder die schlicht dreist genannt werden müssen. Bei einer Begegnung, die einige Zeit zurückliegt, sagte er: "Ich bin sehr zufrieden mit der Reinigungsfirma, die dreimal in der Woche die Unterkunft durchfegt."

Mehrfach hatte ich bei der Stadt Burgdorf darauf hingewiesen, dass ich das Erdgeschoss der Unterkunft Drei Eichen 1 A sauber halte, weil sich die Stadt zwar zu regelmäßigen Reinigungen des Treppenhauses, der Badezimmer und des Gemeinschaftsraumes, des verpflichtet hatte, sich aber nicht an diese Verpflichtung hielt. Als Klaus D. die Arbeit dieser Reinigungsfirma lobte, war immer noch ich es, der als einziger im Erdgeschoss Besen und Feudel schwang. Das ist bis heute so geblieben. 

Und warum muss Klaus D. unbedingt das Zimmer neben dem Gemeinschaftsraum belegen? Es gibt doch noch andere freie, und ich habe bereits am 14. April 2023 bei der Stadt Burgdorf einen bis heute unbeantworteten Antrag auf Einzelbelegung dieses Zimmers gestellt. 

Da ich mich am Sonntag, dem 30. Juli 2023, keinesfalls auf eine Diskussion mit Klaus D. einlassen wollte, bat ich ihn, nun wieder zu gehen.

Er ging mit den Worten: "Wann ich gehe, bestimme immer noch ich."

Ach. 

Nun etwas Positives über diesen Sonntag: Das verlorene Mädchen vom Aufgang Drei Eichen 1 ist kurz nach dem Hausmeister aufgetaucht. Ich gab ihr Zigaretten und Toiletenpapier. Im Umgang mit mir macht sie Fortschritte. Das berichtet auch Helmut, ein 79-jähriger Rentner aus Burgdorf, der wie der Pole Herr G. und der Rumäne Roberto im Erdgeschoss des Aufganges Drei Eichen 1 A wohnt. Unser polnischer Mitbewohner Herr G. meint zwar, dass dieses verlorene Mädchen bei uns nichts zu suchen habe, aber Helmut und ich sind anderer Meinung. Deshalb habe ich dem verlorenen Mädchen soeben gesagt: "Wenn die anderen meckern, dann darf dich das nicht stören. Du bist unser Gast." Und Herrn G. brachte ich bei, dass er das Meckern einstellen sollte. 


Samstag, 29. Juli 2023

Altkreis-Tagebuch (XLXII)

Sicherlich auch
gut für Helmut.
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Der eigenmächtige Hausmeister

Klaus D., Hausmeister der städtischen Unterkunft Drei Eichen, ist gestern Morgen kurz vor der Bushaltestelle Paradiesweg in der Burgdorfer Südstadt grußlos an mir vorbeigeradelt. Denn er hatte um 8 Uhr morgens etwas vor. Er holte meine Sachen, die ich in einem offiziell nicht bewohnten Zimmer neben dem Gemeinschaftsraum lagere, aus diesem Raum und verteilte sie im Gemeinschaftszimmer, während ich auf dem Weg nach Hannover war. Meine Hemden hängte er an die Küchentür, meinen Koffer schob er in eine Ecke, meine haltbaren Lebensmittel, Dokumente, mein Radio und meinen Wasserkocher lagerte er ebenfalls im Gemeinschaftsraum. All das hatte ich in Sicherheit gebracht, denn im Gemeinschaftsraum waren mir schon eine Kamera, eine Sparbüchse mit Bargeld, Besteck und gestohlen worden.

Als ich gestern gegen 19 Uhr den Gemeinschaftsraum betrat, traute ich meinen Augen nicht. Für solche Umräum-Arbeiten ist eigentlich nur J. bekannt, der meint, er sei blauen Blutes, ehemaliger Spion, Mitglied der Gründungsfamilie Burgdorfs und vieles mehr. Doch das konnte nicht sein, denn mein im Zimmer gelagertes Hab und Gut schien noch fast vollständig zu sein. Das Zimmer im ersten Stock, das ich mit dem Cowboy teilen soll, ist gut 14 Quadratmeter groß, sind für jeden gut sieben Quadratmeter.  Auf solch einer Fläche dürfte man in Deutschland keinen Hund halten. 

Im Zimmer stehen zwei Betten, ein Tisch, zwei Spinde und ein Fernseher, der dem Cowboy gehört. Man kann sich dort kaum noch rühren. Außerdem habe ich dort am ersten Tag meines Umzuges in diesem Zimmer nur vier Stunden geschlafen, dann kam der Cowboy herein, machte mitten in der Nacht das Licht an und die Musik laut. 

"Das passiert nun jeden Abend", sagte er. 

Gesellschaft im Zimmer könne er nicht ertragen. Ich schnappte meine Matratze und begab mich in das Zimmer neben dem Gemeinschaftsraum. Beim städtischen Ordnungsamt  beantragte ich deswegen am 14. April ein Einzelzimmer. Auf diesen Antrag bekam ich bis heute keine Antwort. 

Das offiziell nicht bewohnte Zimmer hat Klaus D. gestern auch noch abgeschlossen. So schnell war er bei anderen Zimmern selten. Auf den Schlüssel für das erste Zimmer (Schimmelbefall an den Wänden, ein stinkender Zimmernachbar mit gesundheitlichen Problemen, der inzwischen durch Burgdorf irrt) musste ich lange warten, und wenn der Hausmeister meint, dass ich beim Lagern etwas falsch mache, sollte er mir das sagen, und die Finger von meinem Hab und Gut lassen. Dass er es eilig hatte, weil dieses Zimmer dringend sauber gemacht werden musste, kann nicht sein. Ich schwinge dort fast täglich den Besen und den Feudel. Wie in allen öffentlichen Bereichen des Erdgeschosses.  

Nachbemerkung: Kurz nach 21 Uhr berichtete mir Helmut, ein 79-jähriger Burgdorfer, der sich betreutes Wohnen wünscht (ich empfehle immer zerstreutes Wohnen) , dass jemand aus dieser unangekündigten Aktion von Klaus D. geschlossen habe, dass ich ausgezogen sei.

"Kann ich das Radio haben?", soll die anschließende Frage gelautet haben.  

Helmuts Antwort: "Leider nicht. Der wohnt noch hier."

Heute Morgen habe ich festgestellt, dass sich in dem nun abgeschlossenen Zimmer noch Kissen von mir befinden. Deshalb rief ich Klaus D. an und forderte ihn auf, mir diese Kissen zu geben. Zu Wort kommen ließ ich ihn nicht. Auf Gespräche scheint er ja keinen Wert zu legen.  

Freitag, 21. Juli 2023

Altkreis-Tagebuch (XLX)

Neu gestaltet. Ohne
unappetitliches Foto
auf der Titelseite.

Sonntags immer

Das neue vorweg: Das Cover meiner Broschüre "Obdachloser Schimmelreiter" habe ich neu gestaltet. Fotos aus der Unterkunft Drei Eichen in Burgdorf kann man den Leserinnen und Lesern  nur zumuten, wenn ich dort sauber gemacht habe. 

Das hintendran, ebenfalls zur Sauberkeit: Sonntags schlendere ich immer erst zu einer Tankstelle im Berliner Ring, wo ich Kaffee trinke. Munter geworden schwinge ich im Gemeinschaftsraum und im Treppenhaus den Besen, dann wische ich das Gefegte durch. Der Graf sitzt vor der Tür in der Sonne und macht mir auf den Stufen, die mich nach draußen führen, Platz. Manchmal fragt er mich sogar, ob er mir den Straßenbesen reichen soll. Sobald auch die Platten vor dem Haus gefegt sind, störe ich den Grafen nicht mehr.

Herr G. aus Polen und Roberto aus Rumänien, die im Erdgeschoss wohnen, werfen den x-ten Blick aus ihrem Zimmer ins Treppenhaus, bis der Bodenbelag trocken ist. 

Donnerstag, 13. Juli 2023

Altkreis-Tagebuch (XLIX)

Hungerlohnarbeit in Burgdorf.

Hungerlohn für einen Obdachlosen

Gestern Abend, kurz nach 19 Uhr: Herr G. aus Polen kommt mir auf der Straße gut gelaunt entgegen, er kommt aus der Unterkunft Drei Eichen, ich komme von der Bushaltestelle Paradiesweg. 

"Ich gehe zu meinem Kumpel", sagt er. "Mal sehen, ob er Arbeit für mich hat oder nicht."

Gestern Abend, gegen 20.30 Uhr: Herr G. ist nicht mehr gut gelaunt. Er kommt von seinem Kumpel, ich sitze im Gemeinschaftsraum. 

"Sechs Euro", sagt er und tippt sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. "Zehn, habe ich ihm gesagt. Ich hab doch keinen Vogel. Ich bin wieder gegangen."

Herr G. ist beim Jobcenter gemeldet. Denen würde ich diese Geschichte erzählen. 


Montag, 10. Juli 2023

Altkreis-Tagebuch (XXXXVIII)

Von mir entsorgt.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Das Geheimnis der dreckigen Matratze

Seit Mittwoch lehnt auf der Rückseite der Unterkunft Drei Eichen eine dreckige Matratze. Darauf liegen ein ebenfalls dreckiger Schlafsack und etwas, was früher vielleicht einmal ein T-Shirt war. Da der 57-Jährige (Adliger, Meisterspion, Hacker, Mitglied der Familie, die Burgdorf gegründet hat, Bekannter vieler Millionäre in Burgdorf, Krieger, Wunderheiler) Müll aus den Fenstern des Gemeinschaftsraumes und seines Zimmers im ersten Stock wirft, habe ich ihn als Verursacher dieser Umweltverschmutzung in Verdacht. 

Jetzt nicht mehr. Der Hausmeister der Unterkunft, Klaus D., soll am Mittwoch eine Grundreinigung des Zimmers in Auftrag gegeben haben, das der stinkende Burgdorfer Carsten S. vor über einer Woche verlassen hat. Was man nicht aus dem Zimmer tragen und zu den Müllcontainern bringen wollte, wurde aus dem Fenster geworfen. Während dieses ungewöhnlichen Vorgehens soll Klaus D. zweimal in der Unterkunft gewesen sein. Ich habe die Matratze heute dorthin gebracht, wo sie in zivilisierten Gegenden hingehört. 

Eigentlich müsste das auch mit dem Kram geschehen, der noch in versteckten Winkeln des Grundstücks lagert, aber als völlig unangepasst möchte ich nun wirklich nicht gelten, denn das sehen die meisten Burgdorferinnen und Burgdorfer nicht gern. 

Und was passiert in solch einem Ort wie Burgdorf mit meiner Broschüre "Obdachloser Schimmelreiter"? Die ist inzwischen in der 3. Auflage erschienen. Jemand muss sie also auch hier zu Dorf gelesen haben Aber keiner sagt etwas. 

Donnerstag, 6. Juli 2023

Altkreis-Tagebuch (XXXXVII)

Auch Sissi bekam
einen gelben Zettel
mit dem Spruch
"Sleep well Justice".
Foto: Tjaden


Über die richtige Reihenfolge

In der Unterkunft Drei Eichen gehen sich die beiden Streithähne nun aus dem Weg. Sieht man den einen, hält der andere Abstand. Der Hausmeister  hat mir berichtet, er hätte mit den beiden gesprochen und ihnen gesagt, dass "Zuschlagen und dann die Polizei anrufen" die falsche Reihenfolge sei.

Die zuständigen Gerichte anrufen und dann den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, ist nach Lage der Rechts-Dinge die richtige Reihenfolge. Nach Telefonterror meines Vermieters RB Living auf Madeira am 10. August 2022 ("Gehen Sie doch in Ihr Land zurück"), Drohungen des Vermieters am 3. Februar 2023 ("Wenn Sie Ihre Sachen nicht packen, mache ich das für Sie") und einem Messerangriff einer Mitbewohnerin unserer Wohngemeinschaft (Aktenzeichen 725082023) am 9. Februar 2023 habe ich die Insel am 11. März 2023 verlassen, seit dem 27. März 2023 wohne ich in der Notunterkunft Drei Eichen in Burgdorf bei Hannover.

Vor meinem Abflug habe ich in Funchal und drumherum noch eine Gelbe-Zettel-Aktion gestartet. Die weckte die Justiz keinesfalls. Ein Aktenzeichen bekam ich auch nur für den  Messerangriff. Bisher aber auch nur von dem Polizeibeamten, der meinen Strafantrag entgegennahm.

Nach deutschem Recht handelt es sich zumindest bei der Messerattacke um ein Delikt, das die Staatsanwaltschaften auch ohne Antrag verfolgen müssen. Wird das unterlassen, handelt es sich um ein Dienstvergehen, das bestraft wird. Aus dem EU-Recht nationales Recht bricht, gilt das auch für Portugal. Ich als EU-Bürger habe das Recht auf Verfahren in einer angemessenen Zeit.

Wenn ich bis Ende Juli 2023 keine Termine für die fälligen Verfahren habe, wende ich mich an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Übrigens: Ich habe auch den Ratschlag des Landeskriminalamtes Niedersachsen (Vorgangsnummer 202300166695) befolgt, die deutsche Botschaft in Lissabon einzuschalten. Hat auch nichts geholfen. 

In der Unterkunft Drei Eichen bin ich zum Gesprächspartner für alle geworden. Ich helfe, wo ich kann. 

Auf zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte

Montag, 3. Juli 2023

Altkreis-Tagebuch (XXXXVI)

 

Er hat erst angefangen,
es wird immer mehr.
Foto: Heinz-Peter Tjaden


2. Juli 2023                                                                                                                Wenn eine Kartoffel aus dem Fenster fliegt

"Moment", sagt Bernhard (Adliger, Spion, Hacker, Krieger), "ich werfe nur noch die Kartoffel raus."

Im ersten Moment begreife ich nicht, was ich gerade gehört habe. Denn ein solcher Satz ist für mich völlig neu und wohl nur bei den Hohenzollern üblich, zu denen Bernhard in seinen Märchenstunden gehört. Bevor ich das Fenster schließe, bemerke ich den Müll, der bereits draußen liegt. Offenbar wirft er Abfälle nicht nur aus dem Fenster des Gemeinschaftsraumes, sondern auch aus dem Fenster seines Zimmers im ersten Stock. Auch Zeitungen hat der Regen der vergangenen Stunden inzwischen aufgeweicht. 

"Bitte, keinen Müll aus dem Fenster werfen", schreibe ich auf einen Zettel, bevor ich zu meinem morgendlichen Sonntagsspaziergang aufbreche, der mich zu einer Tankstelle im Berliner Ring führt. Dort trinke ich Kaffee, der mich munter macht. Für einen Bewohner der Unterkunft Drei Eichen bringe ich Zigaretten in einer Riesenschachtel für fast 15 Euro mit. Heute hat Helmut (Burgdorfer, 78) mich darum nicht gebeten. 

Der Kaffee schmeckt. Bernhard kommt herein. Er kauft Zigaretten für Helmut, erzählt der Mitarbeiterin, dass er zu den Hohenzollern gehört und gleich als Mitglied des ältesten Schützenvereins am Schützenausmarsch in Hannover teilnehmen wird. Dort warte man bereits auf ihn. Dann fragt er noch nach einer Kundenkarte. Er redet und redet.

Anschließend kann die Mitarbeiterin verstehen, wie nervend Bernhard sein kann.

"Er ist in seiner Kindheit stecken geblieben", sage ich. "Auch Kinder denken sich vieles aus."

Inzwischen marschieren die Schützendamen und Schützen durch die City von Hannover, Bernhard steht in der Küche, das verlorene Mädchen von nebenan ist auch schon da gewesen, ich warte immer, bis sie mich um eine Zigarette bittet. 

Samstag, 1. Juli 2023

Altkreis-Tagebuch (XXXXV)

Kein höherer Wasserverbrauch in Hannover

Auf den Wasserverbrauch in Hannover wird sich das nicht auswirken: Carsten S. hat gestern Morgen die Unterkunft Drei Eichen 1 A verlassen. Er will sich in Hannover etwas Neues suchen. Ohne Dusche und Waschbecken.

An diesem Wochenende stinkt es in der Unterkunft also nicht mehr, auch ruhiger wird es. Nach dem Faustschlag, mit dem Bernhard (Adliger, Spion, Hacker, Wunderheiler, Krieger aus Burgdorf) niedergestreckt worden ist, verebbt sein Redefluss ein wenig. Er quasselt mir auch nicht mehr schon beim Frühstück ins Brötchen und erfindet weniger Geschichten als vor dem Faustschlag.