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"Nach Schumpeter baut jede wirtschaftliche Entwicklung auf einer schöpferischen und kreativen Zerstörung des Alten auf. Warum sollte dieser Gedanke nicht auch für Institutionen und Gesellschaften gelten?"
Dirk Maxeiner, "Die Titanic kann mich mal", Die Welt, 2. Juli 2016
Das Kinder- und Jugendhilfesystem in Deutschland ist marode. Viele Jugendämter stehen vor dem Kollaps, sind überfordert. Dirk Maxeiners Frage muss also auch diesem System gestellt werden. Aber: Würde man da nicht nur auf taube Ohren stoßen? Der von mir geschilderte Fall legt diese Vermutung nahe.
Die Großmutter
Die Großmutter des Mädchens lebt in Costa Rica, kommt 2009 nach Deutschland, um ihrer Tochter nach einer schweren Geburt zu helfen. Dann scheint alles in Ordnung zu sein. Sie reist wieder ab. Als sie erfährt, dass ihrer Tochter das Kind weggenommen worden ist, will sie zurückkehren. Das teilen wir den Gerichten mit. Auf diesen Vorschlag geht niemand ein.
Das Familiengericht Münster
Ich stelle den Antrag, als Hilfe akzeptiert zu werden. Die Verhandlung findet am 10. Dezember 2010 vor dem Familiengericht in Münster statt. Die Verfahrensbeiständin ist nicht einverstanden. Ihre Ablehnung begründet sie nicht. Ich frage die Familienrichterin, woher die Verfahrensbeiständin wisse, dass ich keine Hilfe sein könne. Die Richterin: "Weil sie das schon lange macht." Auch das Gericht lehnt meinen Antrag ab.
Die Taufe
Wir wollen die Kinder taufen lassen. Gemeinsam in einer katholischen Kirche. Ich werde ins Taufregister als Taufzeuge eingetragen. Die Kinder würden sich in der Kirche endlich wiedersehen. Die Taufe soll am 18. Dezember 2010 stattfinden. Die Verfahrensbeiständin schreibt ans Gericht: "Gefahr im Verzuge. Die Kinder sollen getauft werden." Wir müssen die Taufe absagen.
Die Lokalzeitung
Die "Westfälischen Nachrichten" berichten am 8. Januar 2011 über den Fall. Der Artikel endet mit der Behauptung, dass mich meine Familie aus Wilhelmshaven für "etwas verwirrt" hält. Ich weise die Redaktion darauf hin, dass der Lokalredakteur mit keinem einzigen Mitglied meiner Familie gesprochen hat, auf den Internet-Seiten der "Westfälischen Nachrichten" verschwindet die Behauptung, meine Familie halte mich für "etwas verwirrt", sofort wieder.
Der Junge
Bei seinen Besuchen in Wilhelmshaven entwickelt sich schnell ein tolles Verhältnis zwischen dem Jungen und mir. Bei einem Spaziergang nimmt er mich beiseite und fragt mich, ob er seine Schwester wiedersieht. Sie fehle ihm. Ich verspreche ihm, dass ich tue, was ich kann. Beim vierten Mal ist auch der Vater dabei, der Junge sagt: "Und das ist mein Patenonkel."
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