Freitag, 28. April 2023

Altkreis-Tagebuch (XXV)

 

Dieses Stück Papier liegt seit einigen Tagen im
ersten Stock und soll
von einer Reinigungsfirma
jedes Mal übersehen
worden
sein?
Ich mache immer nur
im Erdgeschoss sauber...
Foto: Heinz-Peter Tjaden

25. April 2023

Delegation schaut sich unseren Aufgang an

Nun ist das Lügengebäude mit der Reinigungsfirma, die drei Mal in der Woche in der Unterkunft Drei Eichen 1 A sauber macht, zusammengebrochen. Herr Grotzki aus Zimmer 10 hat mir gestern Abend berichtet, dass eine fünfköpfige Delegation (einschließlich Hausmeister) da gewesen sei. Man habe sich alles angeschaut, auch Photos seien gemacht worden. Neuerdings werden im Treppenhaus die Hausordnung und der Hygieneplan der Stadt Burgdorf bekannt gemacht.

Möglicherweise wohne ich demnächst in Burgdorf im Berliner Ring 39. Dort habe ich eine Wohnung mit Balkon in Aussicht. Im fünften Stock. Eigentümerin ist eine ältere Dame, die in einem Heim lebt.

27. April 2023. Ob ich am 15. Mai im Berliner Ring 39 wohnen werde, steht noch in den Sternen. Mein Vormieter Andi hat die erforderlichen Unterlagen noch nicht gefunden, sagt er.

Da die Wohnung von Haus und Grund in Hannover verwaltet werden soll, habe ich soeben diese mail abgeschickt:

Haus und Grund

info@haus-und-grundeigentum.de

sehr geehrte damen und herren,

ich habe vom 5. Januar 2021 bis zum 11. März 2023 auf Madeira gelebt. Um mich zu vertreiben hat mein Vermieter, die Immobilienfirma RB Living aus Funchal, im August 2022 mit Telefonterror begonnen, am 1. Februar 2023 drang er ins Haus ein und schloss das Badezimmer incl. Toilette ab, am 3. Februar 2023 brach er wieder ein und drohte mir, am 9. Februar 2023 griff mich eine Frau aus dem Haus mit einem Messer an. 

Seit dem 25. März 2023 bin ich in Burgdorf und wohne in einer Notunterkunft. Nun habe ich erfahren, dass Sie eine Wohnung im fünften Stock des Berliner Rings 39 verwalten, die einer Frau Elster gehören soll. Der derzeitige Mieter wäre damit einverstanden, wenn ich dort am 15. Mai 2023 einzöge. Er ist aber bisher nicht in der Lage, mir zu sagen, was die Wohnung insgesamt kostet. Er schwankt zwischen 350 und 560 Euro. 

Können Sie mir weiterhelfen? Danke.

Heinz-Peter Tjaden
Drei Eichen 1 A
31303 Burgdorf

vorher

Caminho do Arieiro de Baixo 5
9000-229 Funchal
Kopie Stadt Burgdorf Ordnungsamt Frau Matthies
Telefon 01781393169

28. April 2023. Heute hat man mich in der Tageswohnung über den angeblichen Vormieter aufgeklärt, dessen Verhalten mir schon länger seltsam vorkommt. Ich zweifele inzwischen sogar daran, dass er überhaupt im Berliner Ring 39 wohnt. Wenn er dort wohnt, dann betreut. Dann könnte er gar keine selbstständigen Entscheidungen treffen. Da ich das Ordnungsamt und das Sozialamt der Stadt Burgdorf über jeden meiner Schritte informiere, wundere ich mich darüber, dass ich von dieser Seite keine entsprechenden Hinweise bekommen habe.

Nun sind drei Tage vergangen, dass eine Delegation in der Unterkunft gewesen ist. Das von mir abgebildete Stück Papier liegt immer noch im ersten Stock.  
 


Montag, 24. April 2023

Altkreis-Tagebuch (XXIV)

Mein Balkon auf Madeira
nach einem
ungebetenen Besuch.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

24. April 2023
Die Angleichung

Gleicht sich unsere Wohngemeinschaft in der Unterkunft Drei Eichen meiner Wohngemeinschaft auf Madeira an? Dort wurden mir von zwei Brüdern und einer Mieterin aus der Küche pro Monat Lebensmittel und anderes im Wert von 50 bis 60 Euro gestohlen. Deshalb bewahrte ich irgendwann alles in meinem Zimmer auf, schaffte mir einen kleinen Kühlschrank an. 

In der Unterkunft habe ich allerdings kein eigenes Zimmer. Man mutet mir eins in der versifften ersten Etage zu. Wir leben auch nicht mit drei Dieben unter einem Dach, sondern mit einem. Wenn ich mich auf Madeira bei meinem Vermieter über die Kriminalität in der Wohngemeinschaft und über Verstöße gegen den Mietvertrag beschwerte, teilte er mir mit, dass er meine mails nummeriert.

Missverständnis oder Lüge

10 Uhr. Diese mail haut mich vom Hocker. Die Schiedsfrau B. des Amtsgerichtes Burgdorf teilt mir mit, dass sie inzwischen mit der für die Unterkunft zuständigen Mitarbeiterin M. vom Ordnungsamt Burgdorf gesprochen habe. M. soll behauptet haben, dass dreimal in der Woche eine Reinigungsfirma die Gemeinschaftsräume der Unterkunft sauber mache. Nun fragt mich die Schiedsfrau B., ob ich wegen meiner häufigen Abwesenheit davon nichts mitbekomme. Nach Auskunft von M. gebe es in der Unterkunft Leute, die in der Lage seien, Sauberes schnell wieder dreckig zu machen. Auch beim Duschen. Nur: In der total verdreckten Dusche des ersten Stocks im Aufgang Drei Eichen 1 A gibt es gar kein Wasser, und die Dusche und die Toilette im Erdgeschoss sind stets tipp topp. Das gilt auch für die Küche im Erdgeschoss. Die anderen öffentlichen Bereiche werden von mir gereinigt. Beim ersten Mal ist das Wasser schwarz gewesen. 

Ich habe der Schiedsfrau B. sofort geantwortet. Hat Frau B. etwas missverstanden?

10.50 Uhr. Reaktion eines Besuchers der Tageswohnung der Diakonie: "Die anderen haben sich an das Amtsgericht in Hannover gewendet, hier hast du keine Chance. So läuft das immer."

Altkreis-Tagebuch (XXV)

Samstag, 22. April 2023

Altkreis-Tagebuch (XXIII)

Welche Reinigungsfirma 
kennt diese Unterkunft?
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Ist Hygiene der Stadt Burgdorf ein Begriff?

"In der Unterkunft ist die Privatsphäre der Bewohnerinnen und Bewohner soweit als möglich zu respektieren, zumal der Hygienebegriff aufgrund von kulturellen und anderen persönlichen Gewohnheiten unterschiedlich verstanden wird." Diesen ersten Satz im Hygieneplan der Stadt Burgdorf für die Unterkunft Drei Eichen kann man durchaus als rein burgdörfliches Reinheitsgebot verstehen. 

Wann dieser Plan geschmiedet worden ist, wird in der Kopie, die ich gestern ausgehändigt bekommen habe und der zur Einweisungsverfügung gehört, nicht verraten. Zwischen 1933 und 1945 scheidet wahrscheinlich aus. Die im Eingangssatz behaupteten kulturellen Unterschiede wirken sich in der Unterkunft übrigens so aus: Im Aufgang 1 A wohnen vier Deutsche, ein Pole und ein Rumäne. Der Burgdorfer wäscht sich am seltensten. 

Am größten ist der kulturelle Unterschied aber zwischen Text und Realität, zumal der Hygienebegriff von der Stadt Burgdorf wohl überhaupt nicht verstanden wird. Zur Hygiene in den Gemeinschaftsräumen heißt es u. a. "Die Hartfußböden werden regelmäßig 3 x pro Woche durch eine Reinigungsfirma gefegt und bei starker Verschmutzung feucht gewischt." Und unter Hygiene in den Sanitärbereichen steht, dass "die gemeinschaftlich genutzten Räume (Toilette, Bad)...3 x wöchentlich durch ein gewerbliches Reinigungsunternehmen gereinigt" werden. 

Ich bin seit fast vier Wochen in der Unterkunft. In dieser Zeit ist hier kein einziges Mal eine Reinigungsfirma gewesen. Vermutet die Stadt Burgdorf, dass die Bezahlung eines solchen Unternehmens nicht sinnvoll wäre, weil Reinigungsfirmen auch ausländische Arbeitskräfte beschäftigen, die aus kulturellen Gründen noch nie etwas vom burgdörflichen Reinheitsgebot gehört haben?

Aus der Post in unserem Briefkasten schließe ich, dass sich sowohl das Verwaltungsgericht Hannover als auch das Amtsgericht Burgdorf häufiger mit der Unterkunft Drei Eichen beschäftigen. 






Freitag, 21. April 2023

Altkreis-Tagebuch (XXII)

Die Enttarnung eines Ehepaares

Kein Paar kann auf Dauer aus einer Ehe ein Geheimnis machen. Je länger der Hochzeitstag her ist, desto größer ist die Enttarnungs-Wahrscheinlichkeit. Das ist auch bei Herrn Grotzki aus Polen und Roberto aus Rumänien aus Zimmer 10 in der Unterkunft Drei Eichen 1 A so. 

Sind die sich schlau vorgekommen! Als ich am 27. März 2023 in diese in jeder Hinsicht vorbildliche Unterkunft (im ersten Stock züchtet die Stadt Burgdorf Schimmel und testet verschiedene Arten von Schmutz und dessen Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte) eingezogen bin, mimte Herr Grotzki den Alleinstehenden. 

Doch die Sehnsucht war zu groß und mit ihr kam Roberto aus Rumänien. Herr Grotzki und Roberto verbrachten erst einmal mehrere Tage in ihrem Zimmer. Als der Nachholbedarf gedeckt war, hatte Roberto bei der ersten Begegnung mit mir bereits den Schatten im Blick. Sein Lachen war vorgestern nur noch gemalt, als er mir erzählte, wie schwer es ihm fiel, die Wünsche von Herrn Grotzki zu erfüllen. Dabei ging es um Kartoffelpüree, den Roberto in der Küche so schmackhaft wie möglich zubereiten wollte.

"Aber er sagt mir einfach nicht, was ich mit den Zwiebeln machen soll", klagte er. "Soll ich die erst anschließend braten oder schon, bevor die Kartoffeln gar sind?" 

In der Küche schimpfte Roberto mit den Kartoffeln, als Herr Grotzki auftauchte, schimpfte er nicht nur mit ihnen. Der Vorhang für die typischen Szenen einer längeren Ehe fiel mit einer Kostprobe des Kartoffelpürees, bei der Herr Grotzki leicht das Gesicht verzog.  Das Paar verschwand wieder in Zimmer 10. 

Gestern gab es Nudeln. Herr Grotzki schlief während der Zubereitung. Dafür hatte Roberto durchaus eheliches Verständnis: "Er ist heute lange spazieren gegangen."  Der Schatten in seinem Blick war etwas heller als vorgestern. 

Altkreis-Tagebuch (XXIII)

Donnerstag, 20. April 2023

Altkreis-Tagebuch (XXI)

Die Dusche im ersten
Stock heute Morgen.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Mit mir können Sie es ja machen?

Ping. "Nach dem Grundsatz des Vorrangs der Selbsthilfe sind Sie verpflichtet, sich unter Ausschöpfung Ihrer Möglichkeiten eine dauerhafte oder anderweitige Unterkunft zu beschaffen. Hierbei sind Ihnen Herr Klaus D. (Abt. Ordnung, Drei Eichen 1) oder Frau B. (Soziale Dienste, Telefon 05136/971.... behilflich." (Einweisungsverfügung, 5. April 2023, ausgestellt von Frau M., Ordnungsamt der Stadt Burgdorf). 

Pong. Frau B. von den Sozialen Diensten schreibt mir am 19. April 2023: "Wenden Sie sich bitte an die Tageswohnung der Diakonie, Braunschweiger Str. 2 in 31303 Burgdorf. Die Sozialarbeitenden dort werden Ihnen Unterstützung anbieten, sie werden Sie ausführlich zu den Möglichkeiten beraten."

Ping. Pong. Die von mir eingeschaltete Schiedsfrau des Amtsgerichtes  Burgdorf Stefanie G. informiert mich über ein Gespräch mit Frau B. von den Sozialen Diensten. Ihr sei gesagt worden, Frau M. sei zuständig. 

Ich teile Frau G. mit, dass ich über einen Strafantrag per Online-Wache nachdenke (bei der Schiedsstelle des Amtsgerichtes läuft die Sache unter Körperverletzung) und weise sie darauf hin, dass ich von Klaus D. schon zweimal belogen worden bin. Dazu gehört die Ankündigung einer Putzkolonne für den ersten Stock der Unterkunft Drei Eichen 1 A. Die sollte demnach vorige Woche Donnerstag kommen. 

Seit heute Morgen versuche ich Frau M. zu erreichen. Ich will von ihr die Hausordnung der Unterkunft und das in der Einweisungsverfügung ebenfalls erwähnte Hygienekonzept der Stadt haben. Beides kenne ich noch nicht. 


Altkreis-Tagebuch (XX)

Pünktlichkeit als
erste Bürgerpflicht.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Irgendwann pünktlich um acht Uhr bin ich wieder Burgdorfer

17. April 2023. Wenn man in einem Hotel oder in einer Pension wohnt, reicht das Anmeldeformular der Unterkunft, und ich dachte, das sei bei der st#dtischen Unterkunft "Drei Eichen" ebenso. Doch ich habe mich getäuscht. Die Stadt Burgdorf gibt mir schriftlich 14 Tage Zeit, mich anzumelden. Vor vier Tagen. 

Heute Morgen gegen 9 Uhr rufe ich das Bürgerbüro an. Die eine Nummer ist immer besetzt, unter der anderen Nummer meldet sich ein Herr Müller, der erst einmal feststellt, dass ich "ziemlich spät dran sei". Einen Termin könne er mir erst für Mitte Mai geben. "Dazu müssen Sie aber morgen wieder anrufen. Pünktlich um 8 Uhr."

Möglicherweise werde ich also Mitte Mai pünktlich um 8 Uhr wieder Burgdorfer. Wenn ich dann nicht schon wieder auf Madeira bin. Wohin ich zurück will. 

In welchem Bus saßen die denn?

18. April 2023. The first cut is the deepest. Mein erster Versuch, mich pünktlich um acht bei der Stadt Burgdorf anzumelden, endete schmerzhaft. Dabei begann der Versuch glücklich. Gerade noch soeben erreichte ich den Südstadt-Bus, ich setzte mich und wählte die Telefonnummer des Bürgerbüros. Doch: Niemand hob ab. In welchem Bus saßen die denn?

Wieder nichts

19. April 2023. Auch im Stadtpark von Burgdorf hat es nicht geklappt. Von einer Parkbank aus rief ich heute Morgen pünktlich um acht das Bürgerbüro an. Das Telefon war besetzt. Auch zwei weitere Anrufe scheiterten kurz nacheinander.

20. April 2023. Heute um 15 Uhr darf ich mich anmelden. 

Sonntag, 16. April 2023

Altkreis-Tagebuch (XIX)

Hier ist es warm. 
Foto: Tjaden
16. April 2023
Eisbeine auftauen

Aus dem Zimmer 10 in der Unterkunft "Drei Eichen" ist ein Diskutierclub geworden, denn Herr Grotzki aus Polen lebt dort seit Samstag nicht mehr allein. Er hat einen Diskussionspartner aus Rumänien bekommen, dessen Mutter in Hamburg geboren ist. Sie wurde von den Kriegswirren nach Hermannsstadt vertrieben. Auf den Fotos, die ich Roberto zeigte, erkannte er alles wieder, obwohl diese Fotos schon fast 40 Jahre alt sind. Ich machte sie in Arad, in Bukarest und am Schwarzen Meer.

Ich dagegen diskutiere nicht in Zimmer 10, sondern an Bushaltestellen. Seit ich eine Netzkarte habe, fahre ich so oft wie möglich mit Bus oder Bahn. Auch wegen der Wärme in diesen Fahrzeugen. Dort erholen sich meine Muskeln von den kalten Nächten in der Unterkunft "Drei Eichen". Meine Eisbeine tauen auf.

Altkreis-Tagebuch (XX)


Freitag, 14. April 2023

Altkreis-Tagebuch (XVIII)

So duscht man im
ersten Stock.
Foto: Tjaden
14. April 2023
Zurück in den Dreck

10 Uhr. Heute wirbelte der Hausmeister der Unterkunft Drei Eichen kurz durch die Tageswohnung der Diakonie, er behauptete, ich sei für ihn nie erreichbar (er hat meine Handy-Nummer!), ich solle heute in den ersten Stock (steht vor Dreck) umziehen, er erwarte mich um 14.30 Uhr in der Unterkunft, ich wies ihn darauf hin, dass ich laut Einweisungsverfügung ein Zimmer im Erdgeschoss bekomme, das ich, seit ich im Gemeinschaftsraum schlafe, sauber halte. 

Bevor der Hausmeister wieder nach draußen wirbelte, rief ich ihm noch hinterher: "Wo war die Putzkolonne?" Keine Antwort.

16.40 Uhr. Nun wohne ich wieder im ersten Stock. Beim Cowboy, der angekündigt hat, dass er wieder draußen schlafen wird, wenn das passiert. Ich habe versucht, mich per mail an  das Sozialamt gegen diesen Umzug zu wehren. Keine Antwort.

Altkreis-Tagebuch (XIX)

Donnerstag, 13. April 2023

Altkreis-Tagebuch (XVII)

Dreckig wie immer.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
13. April 2023
Die Putzkolonne, die nicht kam

 9.52 Uhr. "Morgen schicke ich dort eine Putzkolonne rein." Sagt Klaus Duensing, verantwortlich für die städtische Unterkunft Drei Eichen, am Dienstag zu mir.

Dann will er mir auch ein neues Zimmer zuweisen. 

Heute, Donnerstag, sieht die Toilette im ersten Stock so aus. Ich schlafe weiter im Gemeinschaftsraum, denn ich will nicht meine Gesundheit ruinieren. 

Ich werde die Schiedsstelle des Amtsgerichtes Burgdorf informieren

Altkreis-Tagebuch XVIII

Mittwoch, 12. April 2023

Altkreis-Tagebuch (XVI)

Hygienisch duschen.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Die Einweisungsverfügung

Herr Grotzki aus Polen macht noch einmal einen Schritt ins Treppenhaus. "10", sagt er. "11." "12" Dann geht er im Gemeinschaftsraum wieder zum Tisch, auf dem die "Einweisungsverfügung" der Stadt Burgdorf liegt, die ich heute bekommen habe. Dort steht unter "Lage der Wohnung" EG, Raum 20 A. "20 A gibt es gar nicht", sagt Herr Grotzki. Der Cowboy berichtet, dass er mit dem Hausmeister ein Bett in das Zimmer 11 getragen hat. "Vielleicht bekommst du das", vermutet er. 

Ich verbringe auch diese Nacht im Gemeinschaftsraum, was niemanden stört. Nur den Hausmeister. Auch das geht mir vor dem Einschlafen nicht aus dem Kopf. Auf Seite 2 der "Einweisungsverfügung" (die heißt wirklich so) steht: "Die Hausordnung sowie das Hygienekonzept für die Obdachlosenunterkunft sind einzuhalten." Ist damit gemeint, dass es im gesamten Aufgang so aussehen soll wie im ersten Stock? Schimmel an der Wand, kein Wasser für die Dusche, eine ekelhafte Bodenwanne, Schimmel in allen Ecken? 

Ich jedenfalls bin froh, dass ich mich dort nicht mehr aufhalten muss. Heute soll allerdings eine Putzkolonne im ersten Stock aufräumen. Sagt der Hausmeister. Dazu der Cowboy: "So lange dein ehemaliger Zimmernachbar dort wohnt, wird es nach kurzer Zeit dort wieder so aussehen wie jetzt."

11.25 Uhr. Beim Amtsgericht in Funchal habe ich mich noch einmal in  Erinnerung gebracht. 

Altkreis-Tagebuch (XVII)

Dienstag, 11. April 2023

Altkreis-Tagebuch (XV)

11. April 2023H

Das Foto neben der Kasse

10.30 Uhr.Madeira ist überall. Auch im Fotostudio Karos in der Burgdorfer Bahnhofstraße. Die Fotos für die Kundenkarte des Großraumverkehr Hannover (GVH) r. sind gemacht. Ich erwähne Madeira. Er weist mich auf ein großes Foto hin, das neben der Kasse hängt. Der botanische Garten von Madeira. "Ich bin alle paar Jahre dort", sagt er.

11.20 Uhr. Soeben ist der Hausmeister der Unterkunft Drei Eichen in der Tageswohnung der Diakonie aufgetaucht. Er will mir morgen ein neues Zimmer zuweisen. Außerdem soll ich mich beim Gesundheitsamt der Region Hannover wegen einer Bescheinigung, dass ich nicht an Typhus erkrankt bin, melden.

Altkreis-Tagebuch (XVI)

Montag, 10. April 2023

Altkreis-Tagebuch (XIV)

10. April 2023

Auch der erste Stock muss
doch sauber zu kriegen sein.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

"Erzähl doch nich, dasset nich jeht"

Den Geruch kann man nur noch als bestialisch bezeichnen. S., der laut Hausmeister das Recht auf Verwahrlosung hat, macht davon reichlich Gebrauch. Sein Zimmer im ersten Stock verlässt er stets klammheimlich, er scheut den Kontakt mit den anderen. Ich habe meinen Koffer aus dem Zimmer geholt, das ich mit S. geteilt habe, die Toilettentür sollte niemand mehr öffnen. Es sei denn, das Großreinemachen hat stattgefunden. Das sollen andere machen. 

Im Erdgeschoss habe ich heute zum dritten Mal die Fliesen im Treppenhaus gewischt. Das Wasser wird nicht mehr schwarz. Wenn ich geduscht habe, kann ich sogar barfuß in den Gemeinschaftsraum laufen. In der Südstadt trinke ich Kaffee, in der Tankstelle lese ich das Buch  "Erzähl mir doch nich, dasset nich jeht! Erinnerungen an Regine Hildebrandt", das im öffentlichen Bücherschrank in der Marktstraße gestanden hat. 

Der Satz der 2001 gestorbenen ehemaligen Sozialministerin von Brandenburg gilt hoffentlich auch sehr bald für die Stadt Burgdorf, wenn es um den ersten Stock in der Unterkunft Drei Eichen 1 A geht. Kurz vor ihrem Tod ist diese großartige Sozialdemokratin übrigens auch in Burgdorf gewesen. Vielleicht hilft das. 

Samstag, 8. April 2023

Altkreis-Tagebuch (XIII)

Das Burgdorfer Amtsgericht.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
8. April 2023
Amtsgericht Burgdorf: Unterkunft Drei Eichen Thema der Schiedsstelle

Ein neues Zimmer in der Unterkunft Drei Eichen habe ich immer noch nicht. Ich schlafe weiter im Gemeinschaftsraum des Aufgangs 1 A. Das stört mich nicht. Doch von Anfang an hat mich gestört, wie es dort im ersten Stock aussieht. In dem Zimmer, in dem ich mit S. aus Burgdorf untergebracht wurde, ist eine Wand derart von Schimmel befallen, dass ich um meine Gesundheit fürchtete. Die Dusche ist in einem noch viel schlimmeren Zustand. Das Sozialamt schweigt dazu.

Da jedes Amtsgericht eine Schiedsstelle hat, die - wenn möglich - Prozesse vermeiden soll, habe ich mich bereits kurz nach meinem Einzug am 27. März an die Burgdorfer Schiedsfrau Baumann gewendet, die sofort per mail reagierte. Nun teilte sie mir mit, dass Ende nächster Woche der erste Stock von Drei Eichen 1 A Thema bei einer Besprechung mit ihren Kollegen sein wird. 

Für das Erdgeschoss besorgte ich heute bei Rossmann einen Allzweckreiniger und einen Wischbezug, der vorhandene ist eher ein Schmutzvermehrungsbezug. Die Arbeit wird mir leicht von der Hand gehen, denn bei Expert EHG habe ich ein Radio für die Musikbegleitung gekauft. Senior-Chef Georg F. Tesch meinte zwar, dass ich mir ein teures leisten könne. Doch ich kaufte eins für 18,99 Euro. 

Altkreis-Tagebuch (XIV)

Freitag, 7. April 2023

Altkreis-Tagebuch (XII)

Der Gemeinschaftsraum,
in dem ich derzeit auch
schlafe. Foto: Tjaden
Wo ist meine Heimat?

Im Gemeinschaftsraum der Unterkunft Drei Eichen haben der Cowboy aus Burgdorf, Herr Grotzki aus Polen und ich am Abend bei einem Feierabendbier immer viel Spaß. Tagsüber führe ich in Burgdorf und Burgwedel angenehme Gespräche mit Seniorchefs, Politikerinnen und Politikern, Verkäuferinnen und Verkäufern, mit alten Bekannten und Wegbegleitern und mir geht der Spruch einer Burgwedlerin nicht aus dem Kopf: "Ich dachte, Sie sind mit Madeira durch."

Dazu hätte ich allen Grund, wenn es nur um die Justiz auf der Insel ginge. Die hat mich weder vor Mobbing meines Vermieters geschützt noch hat sie die Unverletzlichkeit meines Zuhauses verteidigt, nicht einmal für Messerangriffe scheint sich die Staatsanwaltschaft von Funchal sonderlich zu interessieren. Der Kriminalstatistik von Madeira kann man also nicht trauen, der Justiz wohl auch nicht immer. 

Doch es geht auch um die Menschen auf Madeira. Wie jetzt auch um die in und um Hannover. Bald wird es unentschieden stehen, wenn es um die Frage geht, wo ich lieber sein möchte. Und dann? 

Altkreis-Tagebuch (XIII)

Donnerstag, 6. April 2023

Altkreis-Tagebuch (XI)

Blick von meinem Balkon
auf Madeira:So habe
ich im Januar noch
gewohnt, dann passierte 
dies
. Foto: Tjaden


6. April 2023
Alles Scheiße, sagt Herr Grotzki

Kaum bin ich angekommen, kommt er in den Gemeinschaftsraum der Unterkunft Drei Eichen. "Alles Scheiße", sagt er jedes Mal. "Du brauchst ein Bett." Er geht zu meinem Matratzenlager, dreht sich um. "Du musst mit Klaus reden." Klaus ist der Hausmeister, der mir jeden Tag ein neues Zimmer verspricht. 

Wenn ich ihn mit "Herrn Grotzki" begrüße, lacht er. Herr Grotzki kommt aus Polen. Auch über meinen Zimmernachbarn regt er sich jedes Mal auf. "Der klaut. Das behauptet man doch über uns Polen."

Herr Grotzki trinkt jeden Abend zwei Bier, um schlafen zu können Vorher besichtigt er noch einmal mein Matratzenlager. "Du musst mit Klaus sprechen." "Mach ich. Er sagt immer, morgen."

"Der Cowboy ist in Ordnung", sagt Herr Grotzki. "Du und ich. Aber dein Zimmernachbar." Der Cowboy hat Koch gelernt, die Lehre hat er aber abgebrochen. Er trägt immer einen Cowboy-Hut und überragt Herrn Grotzki und mich um zwei Köpfe. Heute hilft er seiner Tochter, die umzieht. Sie wohnt in Lehrte, er kommt aus Burgdorf. 

Altkreis-Tagebuch (XII)

Mittwoch, 5. April 2023

Altkreis-Tagebuch (X)

 

Mein erstes Flucht-
Bett in Jever.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

5. April 2023

Wieder im Gemeinschaftsraum

Auch diese Nacht habe ich im Gemeinschaftsraum der Unterkunft Drei Eichen 1 A verbracht. Ein Mitbewohner beklagt sich über Diebstähle aus dem Kühlschrank. Der Hausmeister klopft an und grüßt mich kurz. Welches Zimmer ich bekomme, soll heute Nachmittag entschieden werden, sagt er. In der Tageswohnung der Diakonie sehe ich ihn wieder. Er unterhält sich mit meinem ehemaligen Zimmernachbarn. Der soll ebenfalls einen Vertrag mit der Stadt Burgdorf unterschreiben. Beide nehmen mich nicht wirklich wahr. 

Per mail meldet sich bei mir die Polizei von Jever. Ich soll Stellung nehmen zu einer merkwürdigen Begebenheit am 12. März 2023 in Jever, die ich im Netz beschrieben habe. Ein Taxiunternehmen hat die Polizei eingeschaltet. Ich nehme Stellung. Hier klicken

In der Tageswohnung hat sich wieder eine Spielrunde gebildet. Die ist sehr fröhlich. Auch weil Bayern München im Pokal gegen Freiburg mit 1 : 2 verloren hat. 

Und ich freue mich außerdem über eine mail des CDU-Regionsabgeordneten und stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden Oliver Brandt aus Burgdorf, die ich soeben bekommen habe. Er heißt mich in Burgdorf willkommen. 

Altkreis-Tagebuch (XI)

Dienstag, 4. April 2023

Altkreis-Tagebuch (IX)

Hier bestellen
Alles wird netter

Jetzt wird alles netter: Beim Hausmeister der Unterkunft Drei Eichen habe ich heute Morgen einen Vertrag unterschrieben, ich bekomme ein neues Zimmer und in der Tageswohnung der Diakonie habe ich die zweite Ausgabe der internetten Zeitung "Burgdorfer Kreisblatt" ins Netz gestellt. Hier ausdrucken

In der Unterkunft habe ich gestern Abend einen netten Mitbewohner kennengelernt, ein polnischer Mitbürger, mit dem auch Gespräche möglich sind. Meinem Noch-Zimmernachbarn scheint es wieder besser zu gehen. Der Hausmeister  hat mir erklärt, dass er das "Recht auf Verwahrlosung" habe. 

Negative Anmerkung: Die Justiz von Madeira rührt sich immer noch nicht. Messerangriff und üble Methoden der Immobilienfirma RB Living verstauben hoffentlich nicht in den Akten der Staatsanwaltschaft von Funchal...

Altkreis-Tagebuch (X)

Montag, 3. April 2023

Altkreis-Tagebuch (VIII)

 

Die Außenanlage der
Tageswohnung.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
3. April 2023

Schlaflose Nacht

Heute Nacht habe ich kaum geschlafen. Gegen Mitternacht fängt mein Zimmernachbar im Schlaf an zu schreien, er zuckt, dass sein Bett fast zusammenbricht, er atmet schwer. Dann steht er vor meinem Bett und fragt mich, wer ich bin. Nach einer halben Stunde wird er ruhiger. Er raucht eine Zigarette nach der anderen. Legt sich wieder hin, bekommt um 3 Uhr morgens und um 6 Uhr morgens weitere Anfälle dieser Art. 

Ich alarmiere den Notdienst des Deutschen Roten Kreuzes. Aus dem Rettungswagen steigen eine Frau und ein Mann. Die Frau untersucht meinen Zimmernachbarn, der sich weigert, ins Krankenhaus zu gehen, und ich frage mich, warum mir die Stadt Burgdorf das alles in der Unterkunft Drei Eichen zumutet. 

In der Tageswohnung der Diakonie hört mir der Leiter kaum zu. Sollen die Probleme meines Zimmernachbarn, der aus Burgdorf stammt, auch meine werden? Ich nehme keine Drogen, besaufe mich nicht. Meine Wohnung auf Madeira habe ich nach einem Messerangriff und Schikanen meines Vermieters verloren.

Die Tageswohnung ist eine vorbildliche Einrichtung, die städtische Unterkunft eine Zumutung für alle, die nicht den Boden unter den Füßen verlieren wollen. Und was sagt der bei der Stadt für die Unterkunft Zuständige dazu? "Wenn es Ihnen nicht gefällt, können Sie ja ausziehen"!

In der Unterkunft sind übrigens Zimmer frei.

Diesen Beitrag habe ich als Hilferuf an den Bürgermeister von Burgdorf und an einige Behörden geschickt. Auch den Sozialdienst des Diakonischen Werkes informierte ich, denn mein Zimmernachbar braucht eine vernünftige Betreuung.

Sonntag, 2. April 2023

Altkreis-Tagebuch (VII)

Foto: Heinz-Peter Tjaden

2. April 2023
Erschwerte Bedingungen

Als Redakteur, der in der Notunterkunft Drei Eichen in Burgdorf leben muss, weil er von einer übergeschnappten Mitbewohnerin und dem dreisten Vermieter RB Living aus Funchal von der Insel Madeira vorübergehend vertrieben worden ist, hat es am Wochenende nicht leicht, wenn er über Lokales wie den heutigen CDU-Flohmarkt berichten will. In der Woche klappt das besser, denn in der Tageswohnung der Diakonie gibt es WLan.

Mit Strom versorge ich mein Notebook bei der Stadtsparkasse Burgdorf, dort bearbeite ich auch die Fotos, dann eile ich zur Volksbank und stelle von dort die Fotos ins Netz. WiFi läuft bei dieser Bank hervorragend, bei der Stadtsparkasse Burgdorf bekomme ich kein Internet-Bein ans Kreisblatt-Deck. Aber laufen ist gesund. Nur das Wetter könnte besser sein.

Die Flohmarkt-Fotos

Altkreis-Tagebuch (VIII)