Blick aus meinem Hotelzimmer. Foto: Heinz-Peter Tjaden |
Nicht einmal Schimmel an den Wänden
Heute Nacht habe ich Unterschlupf im Hotel Hennies in Altwarmbüchen gefunden. Es ist ein toller Unterschlupf, sogar im Zimmer gibt es keinen Schimmel, die Matratze schont den Rücken, das Gebäude ist fantastisch. Bei der Anmeldung haben sich die beiden sehr netten Damen beim Zimmerpreis herunterhandeln lassen. Auf 65 Euro.
Meine mails an die sozialen Dienste und das Ordnungsamt von Burgdorf, ob ich bei meiner Rückkehr wieder in Sicherheit wäre, sind nicht beantwortet worden. Das Geschehen noch einmal in aller Kürze: Hausmeister Klaus D. kündigt am 17. August mit den Worten "Der ist mit Vorsicht zu genießen" einen neuen Mieter an. Untergebracht werden soll er in dem Zimmer, das an den Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss angrenzt.
Ich versuche Klaus D. anzurufen, um zu erfahren, wie wir uns verhalten sollen. Wieder meldet sich nur sein Anrufbeantworter. Auch später bekomme ich keine Antwort. Die Tür zum Zimmer des etwa 30-Jährigen steht tagelang offen. Ich weise Klaus D. darauf hin, dass sich im Zimmer eine Tüte mit verderblichen Lebensmitteln befindet. Er kümmert sich auch darum nicht.
Vor einer Woche kommt ein neuer Mieter. Er bezieht aber nicht das Zimmer mit der offenen Tür, sondern eins im ersten Stock unseres Aufgangs 1 A in der Unterkunft drei Eichen. Er stammt aus Dresden und ist nett. Hat der Hausmeister wieder einmal nur einen seiner dummen Sprüche gemacht? Kurz darauf wird das immer noch freie Zimmer im Erdgeschoss wieder abgeschlossen. Bis am Samstag drei Brüder auftauchen. Ob sie das Wort "Bruder" im verwandtschaftlichen oder im religiösen Sinn gebrauchen, weiß ich nicht. Der Schlüssel, den sie dabei haben, passt zum freien Zimmer. Der etwa 30-Jährige zieht ein und verhält sich sofort sehr merkwürdig.
Am Sonntag lässt er mich zum Frühstück nicht in den Gemeinschaftsraum, abends sehe ich keine andere Möglichkeit mehr, als mich aus dem Staub zu machen. Ich übernachte in einem Hotel in Burgdorf, da meine mails vom Montag nicht beantwortet werden, bin ich jetzt im Hotel Hennies, das ich um 11 Uhr wieder verlassen muss.
Festzustellen bleibt: Mit der Zimmerbelegung provoziert das Ordnungsamt von Burgdorf nicht zum ersten Mal Konflikte, die handgreiflich enden können. Statt mögliche Konfliktparteien in der Unterkunft so weit wie möglich voneinander entfernt unterzubringen, macht man das Gegenteil. Und hier werden psychisch kranke Menschen untergebracht, die dringend Hilfe brauchen, sie aber nicht bekommen.
Ich hoffe, Burgdorf erstattet mir die Hotelkosten. Oder bekäme ich nur dann eine Erstattung, wenn ich in verschimmelten Räumen Zuflucht gefunden hätte?
Hannover macht fröhlich
"Das ist aber ganz schön clever von ihm."
Sagt ein Heimbewohner, den ich bei ReWe in Burgdorf treffe.
Wer für so clever gehalten wird, dazu kommen wir gleich.
Ich verlasse um 11 Uhr das Hotel Hennies in Altwarmbüchen und fahre nach Burgdorf. Dort angekommen, rufe ich den Hausmeister Klaus D. an, um zu erfahren, ob für mich nach den Vorfällen am Samstag und Sonntag noch Gefahr in der Unterkunft Drei Eichen besteht. Er meldet sich.
"Ich bin seit Freitag krank. Ich habe keine Informationen."
Nun wieder der Heimbewohner.
"Nun kann er sagen, dass er mit allem nichts zu tun hat. Denn während deiner Abwesenheit hat es mehrere Polizeieinsätze gegeben. Der Neue hat auch noch einen Nachbarn aufgefordert, ihm sein neues Auto zu geben. Außerdem kam es zu Schlägereien."
Da ich von dem Hausmeister keine Antwort bekomme(n) kann, versuche ich es bei der zuständigen Mitarbeiterin des Ordnungsamtes. Bei ihr läuft nur ein Band. Von der Tageswohnung des Diakonischen Werkes lasse ich mir die Telefonnummer der ebenfalls zuständigen Mitarbeiterin B. der sozialen Dienste geben. Die kommt mir mit der Unterbringungspflicht der Gemeinde, dass ich kein Zimmer habe, erstaunt sie angeblich, ein abschließbares Zimmer könne sie mir erst in zwei, drei Tagen geben. Man wisse noch nicht so genau, wie viele Zwangsräumungen es in nächster Zeit geben werde.
Ich weise sie auf meine Grundrechte hin und dass derzeit in unserem Aufgang zwei Zimmer frei sind. Doch das stimmt sie nicht um. Beim ehemaligen Bürgermeister Alfred Baxmann hinterlasse ich meinen Bericht über die jüngsten Ereignisse. Er ist zu der Zeit unterwegs. Als mir jemand berichtet, dass die psychisch kranke Frau L. aus der Unterkunft verschwunden sei, rufe ich B. noch einmal an. Sie meint, dazu habe L. das Recht.
Nun bin ich in Hannover, habe in der Stadtbahn zum Waterlooplatz ein bildhübsches Mädchen kennengelernt, dessen Vater 83 ist. An keiner Haltestelle bin ich Ohren- oder Augenzeuge von Schlägereien und wüsten verbalen Schlachten geworden (erlebe ich in Burgdorf inzwischen fast täglich, obwohl ich meistens in Hannover bin). Hier fühle ich mich so wohl wie auf Madeira.
Ich weiß inzwischen, das L. mich nach den Vorfällen vom Wochenende vermisst hat. Nun erholt sie sich im Schlaf, wenn sie wach wird, habe ich ein Geschenk für sie.