Die Enttarnung eines Ehepaares
Kein Paar kann auf Dauer aus einer Ehe ein Geheimnis machen. Je länger der Hochzeitstag her ist, desto größer ist die Enttarnungs-Wahrscheinlichkeit. Das ist auch bei Herrn Grotzki aus Polen und Roberto aus Rumänien aus Zimmer 10 in der Unterkunft Drei Eichen 1 A so.
Sind die sich schlau vorgekommen! Als ich am 27. März 2023 in diese in jeder Hinsicht vorbildliche Unterkunft (im ersten Stock züchtet die Stadt Burgdorf Schimmel und testet verschiedene Arten von Schmutz und dessen Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte) eingezogen bin, mimte Herr Grotzki den Alleinstehenden.
Doch die Sehnsucht war zu groß und mit ihr kam Roberto aus Rumänien. Herr Grotzki und Roberto verbrachten erst einmal mehrere Tage in ihrem Zimmer. Als der Nachholbedarf gedeckt war, hatte Roberto bei der ersten Begegnung mit mir bereits den Schatten im Blick. Sein Lachen war vorgestern nur noch gemalt, als er mir erzählte, wie schwer es ihm fiel, die Wünsche von Herrn Grotzki zu erfüllen. Dabei ging es um Kartoffelpüree, den Roberto in der Küche so schmackhaft wie möglich zubereiten wollte.
"Aber er sagt mir einfach nicht, was ich mit den Zwiebeln machen soll", klagte er. "Soll ich die erst anschließend braten oder schon, bevor die Kartoffeln gar sind?"
In der Küche schimpfte Roberto mit den Kartoffeln, als Herr Grotzki auftauchte, schimpfte er nicht nur mit ihnen. Der Vorhang für die typischen Szenen einer längeren Ehe fiel mit einer Kostprobe des Kartoffelpürees, bei der Herr Grotzki leicht das Gesicht verzog. Das Paar verschwand wieder in Zimmer 10.
Gestern gab es Nudeln. Herr Grotzki schlief während der Zubereitung. Dafür hatte Roberto durchaus eheliches Verständnis: "Er ist heute lange spazieren gegangen." Der Schatten in seinem Blick war etwas heller als vorgestern.
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